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Widerhall

Mai - August 2018


Petrikirche zu Freiberg

Das Wunder von Licht und Farbe

DNN, 11.08.2018, Heinz Weissflog

Im Jahr 2009 beschlossen drei Dresdner Malerinnen, sich zu gemeinsamen Projekten (Ausstellungen, Workshops, Besuche von Kunstausstellungen) zusammenzuschließen: Petra Schade, Mechthild Mansel und Constanze Hohaus. Seitdem ist eine beachtliche Anzahl von Ausstellungen der „Farbfinder“ in und außerhalb von Dresden realisiert worden. Diesmal stellen sie in dem wunderschönen, vom Kirchenraum abgetrennten Teil der Stadtkirche St. Petri in Freiberg ihre Arbeiten unter dem Titel „Widerhall“ aus. Sie meinen damit das Phänomen Farbe, das immer in ihnen aufklingt und Hauptthema ihrer Arbeit ist, sowie die große Resonanz des hell gestalteten Veranstaltungsraumes, in dem die Bilder der drei in dem einfallenden Licht kostbar leuchten.

Die Dresdner Malerin/Grafikerin Constanze Hohaus hat sich die Kenntnisse ihrer Kunst zum Teil selbst angeeignet und bei dem Maler Siegfried Adam Privat-unterricht erhalten. Sie vollzieht in ihrer Kunst eine Gratwanderung zwischen Naturlogik und seelischer Gestimmtheit, immer auf der Spur nach Symmetrie und Überraschung, wie es im Vorwort zu den „Blumen des Bösen“ von Charles Baudelaire tiefsinnig heißt. Harmonie hier und Logik dort, wenn nur beides richtig zusammenwirkt, dann ist der Mensch – und auch der Maler – immer auf dem richtigen Weg. In jüngster Zeit ist das Gras Thema ihrer Malerei, das sie wie Stillleben in die Landschaften integriert, sie vor allem aber als Metapher und malerische Form interessiert. Ob im Sommer oder Winter, das Gras ist fü̈r Hohaus Gegenstand ihrer Malerei. Nestartig, in großen Bündeln und Schwüngen, gebeugt oder sich aufrichtend, wird es zum Gleichnis für die Widerstandskraft der Natur. Dabei berücksichtigt sie die Vielzahl der Grasspezies, auf Wiesen und an Feldrainen, auf dem Lande und in der Stadt. Für Hohaus ist die Beschäftigung mit der Pflanze, die sie fast minimalistisch auffasst, wenn es auf die Leinwand kommt, ein malerisches Abenteuer, das in der Vertiefung in den Gegenstand, Rhythmus und Klang des Bildes bestimmt.

Petra Schade aus Radeburg studierte Theater-Malerei und Malerei und Grafik an der HfBK Dresden. Ihr Thema ist die Natur, die Landschaft von Königsbrück und um Dresden, aber auch von fernen Ländern. Dabei beeinflussen sie die Ideen von Henry David Thoreau, dem großen amerikanischen Dichter, Philosophen und Naturfreund, der in seinem Buch „Walden“ sein Leben in einer Hütte an einem See in den Wäldern von Massachusetts beschreibt. Von ihren Reisen in die Welt bringt sie verschiedene Sande, Erden und Aschen mit (La Gomera), die sie als Pigmente für ihre Malerei verwendet und in ihren Ölbildern einsetzt, um ihre Bilder haptischer und anschaulicher zu machen. Mit der Verwendung der uralten Stoffe trägt sie Naturgeschichte auf ihre Leinwände und verwandelt sie in einen lebendigen Körper, der von fernen Zeiten und Räumen erzählt. In der Ausstellung fällt das Ölbild „Königsbrücker Heide“ durch seine Klarheit und Ausgewogenheit auf. Es gehört zu den Höhepunkten der Ausstellung, sowohl farblich als auch in Aufbau und innerer Gestimmtheit.

Mechthild Mansel ist in St. Petri mit farbigen Papierarbeiten vertreten, vor allem Mischtechniken mit Acryl, Kreide, Farbstift und Gouache. Die Meisterschülerin bei Prof. Rolf Kuhrt an der HGB in Leipzig arbeitet in ihrer Malerei vorwiegend abstrakt-informell. Musik und Natur sind die bevorzugten Anregungen. Schlüsselerlebnis war ein einjähriges Studium der Malerei an der Accademia di Belle Arti di Firenze bei Prof. Gianfranco Notargiacomo. Das südliche Licht weckte in ihr das Bedürfnis, die Farben frei und ungestüm-spontan auf den Bildträger zu bringen. Die neu entdeckte Freiheit, das Wunder von Licht und Farbe, beflügelte ihr Tun. In den Sommern 2010 bis 2013 arbeitete sie in einem Atelier in Thüringen. Im Freien entstanden eine Vielzahl von der Natur inspirierte Freiluftbilder, von denen in St. Petri ein Großteil zu sehen ist. Gestus und Farbgebung entsprechen den Eingebungen, die sie während ihrer Arbeit im Draußen empfing. Innen und Außen verschmelzen zu temperamentvollen

Kompositionen innerer Bewegtheit. Sie strahlen nach außen als rätselvoll-chaotische Big Bangs ungestümer und unverbildeter Malerei.